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Lottes Geschichte

Unsere alte Dame hat keinen offiziell bestätigten Pedigree. Das einzigste, was sie an

Papieren besitzt, ist ein Impfausweis und eine Quittung vom Tierheim mit dem Vermerk:

"100,00 DM,  Hund: Mischling".   Aber sie braucht keine Papiere, denn viele Hunde

vereinen sich in ihr: Spitz, Terrier, irgendein Jagdhund, und noch ein Hund und und und...

1992 machte ich mir meinen Traum wahr - ich hatte meinen eigenen Hund. Natürlich musste

es ein Hund aus dem Tierheim sein, da es genug arme Kreaturen gab, denen geholfen

werden musste. An diesem Tag, als ich damals fest entschlossen ins damalige Leipziger

Tierheim reinmarschierte, hätte ich am liebsten alle Hunde mitgenommen. Entweder saßen

sie traurig in ihrem Zwinger oder sie bellten vor Freude die Besucher an. Nur ein Zwinger

schien für den ersten Moment unbewohnt. Aber dann kam dann doch noch ein kleiner schwarzer

Hund ans Gitter, umklammerte meine Hände und sah mich mit großen traurigen Augen an.

Ich sagte mir: Die oder keine! Und so hatte ich nach ca. einer Stunde des Wartens und der

Formalitätenabwicklung meinen eigenen Hund an der leine. Als Erstes wurde sie umbenannt,

denn im Tierheim hieß sie "Rosi". Na ja,  der Name passte  irgendwie nicht so richtig zu ihr.

Also wurde überlegt und gegrübelt ..... und dann kam der Geistesblitz: "Lieselotte".

"Lieselotte" ist prima. Man kann den Hund auch "Lotte" oder "Lotti" rufen. Der Name ist sehr

variabel. Auf dem Weg vom Tierheim zum Bus fütterte ich sie mit Unmengen von Hundekeksen.

Diese kamen im Bus dann retour. Aber als frischgebackener Hundebesitzer stört man sich an

solchen  Kleinigkeiten überhaupt nicht.

Und dann war sie da. Und ich stellte es mir doch so schön vor: Armer Hund aus dem Tierheim

ist dankbar über das neue Heim. Nur hatte ich etwas nicht gekannt. Das war ihr bisheriges Leben.

Und ihre Angst, alleine zu sein.

Wochen später, beim damaligen abendlichen Spaziergang im Park, traf ich einen älteren Herren

mit seinem Windspiel. Er erzählte mir, dass er vor einigen Wochen eine Hündin auf der Straße

gefunden hatte, die er erst einmal drei Wochen aufpäppeln musste, bevor er sie im Tierheim abgab.

Und sie sähe genau so wie Lotte aus, aber sie könnte es nicht sein, da dieser Hund, den er gefunden

hatte, in einem jämmerlichen Zustand war (ausgehungert, verdreckt und verfilzt). Am Ende des

Gespräches stellten wir dann fest, dass es doch die "Lotti" war, die er damals von der Strasse

aufgelesen hatte.

Aber als frischgebackener und glücklicher Hundebesitzer lernt man viel dazu. In punkto Fellfarbe (z.B.):

Man nehme einen dunkelbraun aussehenden Hund und wasche ihn zweimal. Das Wunder geschieht

prompt und auf der Stelle: Aus Braun wurde Schwarz. Ist ganz einfach.  

Dass unsere Lilo damals von ihrem damaligen Zuhause entfernte, musste wohl seine Gründe

gehabt haben. Ihr Futter fraß sie ca. drei Monate nicht aus ihrem Napf. Es musste, ihrer Meinung

nach mindestens ein Tag alt sein und musste sich im Mülleimer befinden. Nebenbei plünderte sie

mit Freude meinen Kühlschrank. Ofenklappe runtergeklappt, Kühlschrank auf und da war das

heimliche Paradies eines jeden Hundes. Bis ich ein Schloss am Kühlschrank anbrachte. Aber da,

wo sie es kann, probiert sie es noch heute. Türen öffnen - für sie kein Problem. Ob es nun eine

ganz normale Autotür ist, eine Tür mit Knauf.... Lotti übertraf jedes mal  wieder ihre eigenen "Rekorde".

Und dann waren da noch ihre täglichen Zerstörungsanfälle, wenn sie alleine war. Ich brauchte

ein halbes Jahr, um es ihr abzugewöhnen.

Als ich dann meinen ersten Irish Wolfhound hatte ("Gypsy"), da lebte unsere "Lotte" wieder so

richtig auf: Dummheiten bis zum umfallen. Und das Schönste war, man konnte alles diesem

kleinen Welpentaps in die Schuhe schieben.  - Das dachte sie wohl. -.

Mit der Zeit hatte sie ihren reichhaltigen Schatz an "Unfug" an unsere Wölfchen vermittelt.

Mittlerweile ist sie aber in die Jahre gekommen. Sie wird immer ruhiger und grauer....

 Aber so ruhig wiederum auch nicht. Sie ist eine aktive ältere Dame, die sich das Ziel gesetzt

haben muss, ganz alt zu werden. Im Sommer 2004 wird sie 14 Jahre alt.

Und sie immer noch topfit. Und so soll sie es auch noch einige Jahre bleiben.

 

 

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